In Teil 1 habt ihr ja schon erfahren warum Bienen schwärmen, wie sie sich vermehren und wie ihr Bienenstiche effektiv vermeidet. Jetzt geht's mit dem zweiten Teil unserer Bienenreihe weiter:
Honig - das flüssige Gold
Der Honig dient den Bienen als Futter für die Brut und sich selbst. Die Bienen sammeln Nektar, der dann im Honigmagen zu Honig verarbeitet wird. Dazu wird der Nektar mehrfach wieder aufgenommen und in die Waben zurückgegeben. Wenn der Honig reif ist, also einen bestimmten Wassergehalt unterschreitet, wird er mit Wachs verdeckelt. Die Waben werden geschlossen und der Honig ist sicher konserviert. Normalerweise befindet sich im Stock in der Mitte ein kugelförmiges Brutnest und darum wird der Honig eingetragen, sodass die Wege nicht so lang sind. Da der Imker aber ja auch ein wenig Honig ab haben will, setzt er einen ganzen Raum mit leeren Waben obendrauf. Eine Absperrung verhindert, dass die größere Königin hier Eier legen kann. Ist nun der untere Raum mit Brut und Honig voll, werden die oberen Waben mit Honig gefüllt, diese entnimmt der Imker dann und je nach Menge und Wetter ersetzt er den Teil nach Beendigung der Ernte mit Futter.
Abhängig von der Jahreszeit und den Pflanzen die blühen und eingetragen wurden, kann man dann den Honig unterscheiden. Bei uns ist die erste Schleuderung meist Rapshonig und die zweite dann Lindenhonig. Eine Biene fliegt übrigens nie weiter als sie muss. Sie ist Meister darin auszurechnen, wann ihr Energiebedarf den Gewinn aus der Blüte übersteigt und sie für den Stock negativ arbeiten würde, in dem Fall fliegt sie nicht aus oder sucht sich eine andere Blüte.
Bienenwachs - das feste Gold
Die Bienen sitzen auf sogenannten Rähmchen, in die dünne Wachsplatten mit Wabenvorgabe eingeschmolzen werden. Der Imker macht das um Wildbau zu verhindern und die Bienen so besser bewirtschaften und medizinisch behandeln zu können. Auf diesen vorgegebenen Wabenfeldern (Ihr kennt sie vermutlich aufgerollt mit Docht in der Mitte als Kerze) bauen die Bienen dann mit eigenem Wachs ihre Waben aus, die sie mit Brut, Pollen oder Honig füllen. Der Imker entnimmt den Bienen alte Waben um das Volk zu pflegen. Denn bei jeder Biene bleibt beim Schlüpfen ein kleines, dünnes Häutchen in der Wabe zurück. Nachdem 1-2 Jahre alle 6 Wochen eine neue Biene in der Wabe geschlüpft ist, wird diese immer kleiner und die Bienen damit auch. So werden die Bienen noch anfälliger für die Varroa-Milbe oder andere Krankheiten. Deshalb setzt der Imker den Bienen nach einem Jahr die alten Honigwaben aus dem oberen Raum nach unten zum brüten und sie bauen sich dann im Folgejahr nach Bedarf wieder neue Honigwaben aus.
Das Wachs wird eingeschmolzen und gereinigt und landet dann im Anschluss in unseren Produkten.
Die Varroa-Milbe
Inzwischen ist der Bekanntheitsgrad der Varroamilbe auch bei Nichtimkern deutlich gestiegen – zu Recht. Denn diese eingeschleppte Milbe ist eigentlich auf eine viel größere Bienenart spezialisiert, bei denen sie dann auch nur als lästiger Parasit fungiert. Aus Ermangelung ihres eigentlichen Wirts nimmt sie bei uns dann aber Vorliebe mit unseren kleineren Honigbienen. Diese haben ihr nicht viel entgegenzusetzen und werden von der Milbe quasi ausgesaugt. Deshalb hat ein nicht bewirtschaftetes Bienenvolk auch keine große Überlebenschance. Der Imker sorgt dafür, dass der Varroa-Befall möglichst klein und die Bienen möglichst unbeeinträchtigt bleiben. Dafür werden in der Regel 2 Maßnahmen getroffen. Zum einen entwickeln sich die Varroamilben in der größeren Drohnenbrut. Das macht man sich zunutze, indem man den Bienen auf 1-2 Rähmchen die Gelegenheit gibt wild zu bauen. So haben sie die Möglichkeit größere Waben anzulegen worin dann die Drohnenbrut gezogen wird. Die kann der Imker gezielt entfernen und damit den Varroa-Befall eindämmen. Die Drohnenbrut und die Varroamilben dienen dann als proteinreiches Vogelfutter zur Aufzucht der kleinen Piepmätze. Für unsere Kohlmeisen immer ein Fest. Dem Volk stehen dennoch genug Drohnen zur Verfügung, weil diese zusätzlich auch in dem normalen Brutnest zwischen den Arbeiterinnen aufgezogen werden.
Dazu behandelt der Imker zu gewissen Zeiten im Jahr mit Ameisensäure oder anderen wirksamen Stoffen um die Milbe auf möglichst bienenschonende Weise zu bekämpfen. Das wird aber erst gemacht, wenn der Honig entnommen wurde.
Bienen im Winter
In unseren Stöcken wird nur 1-2 x im Jahr geschleudert, damit die Bienen noch genug Zeit haben sich Futter für den Winter zu sammeln und stark in die Wintertraube zu gehen. Denn das ganze Volk überwintert und versorgt dabei die Königin mit Futter. Dabei lebt eine Winterbiene, die nur zum Warmhalten und zum Schutz der Königin da ist im Schnitt etwa 3 Monate, während eine Sommerbiene nur 6 Wochen lebt. Das Volk bildet eine Traube um die Königin und hält im Stock immer eine Temperatur um die 30°C. Auf dem Bild sieht man schön, wie der Schnee um die warmen Stöcke herum schmilzt. Ein knackiger kalter Winter ist für die Bienen da besser, weil sie dann sicher in ihrer Traube sitzen. Ist es so warm, dass sie ausfliegen können, wird es früh dunkel und kalt, sodass sie nicht zurück finden oder sie finden nichts, sodass ihr Futter durch die Aktivität schneller aufgebracht ist und das Volk verhungert. Im Winter geht der Imker in der Regel nicht an den Stock, damit dieser nicht auskühlt, es sei denn man hat den Verdacht, dass dem Volk das Futter knapp werden könnte. Die große Spannung im Frühling ist immer, welche Völker gut durch den Winter gekommen sind.
Letztes habe ich irgendwo gelesen, dass wir keinen Honig mehr essen sollten, weil die Bienen ohnehin schon aussterben. Ich hoffe ihr versteht nun, was für ein Blödsinn solch eine Aussage ist, sofern man den Honig bei lokalen Imkern und nicht aus der Massenproduktion im Supermarkt holt. Denn wie in der Wirtschaft mit Bienen umgegangen wird, da wird mir einfach nur schlecht. Es ist halt Massentierhaltung (Filmtipp: More than honey). Aber bitte gebt Honiggläser entweder ausgespült an euren Imker zurück oder spült sie gründlich aus, bevor ihr sie ins Altglas gebt. Denn vor allem von ausländischem Honig (und in den Supermarktsorten wird bunt gemischt) geht die Gefahr von Krankheiten für unsere Bienen aus, gegen die sie keine Chance haben und die klugen Tierchen holen sich halt eher fertig Honig als Nektar aus den Blüten.
Wir brauchen unsere Bienen, nicht unbedingt für Honig, Wachs und Propolis, sondern vor allem für Äpfel, Kirschen und Gemüse!